Bericht von Ludwig, Birgit und Christina Müller – März 2014

Im Herbst letzten Jahres entstand in einem Gespräch mit Josi Küsters die Idee, in der DIANI Montessori Academy (vorher: DARAD – Namensänderung) einmal den Judosport vorzustellen.

Zunächst haben wir dann in den Judovereinen des Kreises Aachen nachgefragt, ob man eventuell gebrauchte, aber noch intakte Judoanzüge habe, die man für ein solches Projekt spenden würde. Die Resonanz war überwältigend. Innerhalb kürzester Zeit lagen ca. 60 Anzüge mit Gürtel in allen Farben für den Transport nach Afrika bereit. Sie wurden in einen Container mit anderen Hilfsgütern am 20.12.2013 nach Mombasa verschickt.

Am 26.02.2014 bestieg ich dann mit meiner Frau Birgit in Düsseldorf ein Flugzeug in Richtung Istanbul. Hier trafen wir uns mit unserer Tochter Christina, die aus Brüssel ihre Reise gestartet hatte. Gemeinsam ging es dann weiter nach Mombasa.

Dort angekommen, brachte uns ein Taxi nach Ukunda. Da unsere Unterkunft direkt neben der Schule (Volontärhaus) bei unserer Ankunft jedoch nicht beziehbar war, wohnten wir zunächst bei Christina Missong im Haus. Nach 4 Tagen konnten wir dann unsere Zimmer im Volontärhaus beziehen und richtig loslegen.

Die Begrüßung war sehr herzlich. Die Kinder im Kindergarten sangen auf Deutsch „Alle meine Entchen“ und „Bruder Jakob“.

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Nun war die Frage, woher bekommen wir Judomatten. Die war jedoch schnell und knapp beantwortet: „Gar nicht!“ Also mussten wir eine andere Lösung finden. Auch die war schnell und unkompliziert, jedoch im wahrsten Sinne des Wortes sehr hart.

Wir besorgten uns in einem Kramladen im Zentrum („Geschäftsstraße“) von Ukunda eine Kunststoffplane, 10 m lang, 6 Bahnen jeweils 2 m breit. Diese breiteten wir auf dem Schulhof an einer einigermaßen glatten Stelle unter einem großen Baum (für den Schatten) aus. Der Untergrund bestand aus Korallengestein mit roter Erde/ Sand gemischt. Damit unsere Plane nicht vom Winde verweht wurde, beschwerten wir sie mit Sand gefüllten „Gefrierbeuteln“ aus einem nahe gelegenen Geschäft.

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Nun konnten wir starten. Zunächst stellten Christina und ich einmal vor, was denn Judo überhaupt ist. Davon hatte niemand auch nur eine grundlegende Ahnung. Somit waren die ersten blauen Flecke natürlich garantiert. Wie bereits erwähnt, es war einfach nur „knochenhart“. Aber alle waren begeistert und wollten mitmachen. Die erste Gruppe waren dann 52 Kindergartenkinder. Es war das absolute Chaos, aber es machte unheimlichen Spaß.

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Letztlich beteiligten sich 111 von ca. 200 Kindern der Schule, die 52 Kindergartenkinder und in der letzten Woche sogar das Personal, Lehrer, Putzfrau, Sekretärin, Koch und Gärtner an unserem Training.

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Alle wollten mitmachen und alle stellten sich überaus geschickt an.

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Wir haben dann überlegt, wie kann man organisieren, dass das ganze nach unserer Abfahrt weiterläuft. Also setzten wir uns mit dem Kenianischen Judoverband in Verbindung. Es war ein Versuch und tatsächlich waren die Verantwortlichen von unserer Idee so begeistert, dass der Pressechef selbst noch während unseres Aufenthaltes zwei Tage vor unserer Abreise nach Ukunda kam. Dieser brachte auch gleich einen Trainer mit, der unsere Arbeit fortführen sollte.

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Es ist die erste Schule in ganz Kenia, an der Judo unterrichtet wird. Zwischenzeitlich haben wir erfahren, dass sich zwei weitere Schulen gemeldet haben, die von dem Projekt gehört hatten und es ebenfalls einführen wollen. Auch so etwas wie Judomatten (mit unseren absolut nicht vergleichbar, aber besser als gar nichts) wurden bereits organisiert, so dass das Training nicht mehr ganz so hart ablaufen muss.

Birgit hat während unseres Aufenthalts anderweitig an der Schule gearbeitet. Sie wurde sowohl als Kreativlehrerin als auch als Lehrerin für Buchführung im Büro eingesetzt.

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So hatten wir alle zwar sehr ausgefüllte, aber hochinteressante Tage, die uns sehr viel Spaß bereiteten, die aber auch teilweise sehr erschreckend realistisch waren.

Wir haben Einblicke in eine Lebenswelt bekommen, wie man sie sich als behüteter Mitteleuropäer und lebt er in noch so einfachen Verhältnissen, nicht vorstellen kann.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Reise für uns eine ganz tolle Erfahrung war. Es war ein Blick über den Tellerrand, den sich jeder, der die glichkeit dazu hat, einmal gönnen sollte. Wir habenganz tolle, engagierte Menschen kennen gelernt, die Armut und Elend nicht einfach nur als Schicksal begreifen, sondern etwas ändern wollen.

Ganz besonders schön war es zu erleben, wie die ganzen Prinzipien des Judo, z. B. die gegenseitige Hilfe zum gegenseitigen Wohlergehen und den Gegenüber als Partner, nicht als Gegner begreifen, hier eine ganz andere Dimension erhalten haben.

Ludwig, Birgit und Christina Müller