Bericht von Josi Küsters – 17.01.2020 bis zum 12.02.2020

In diesem Jahr war ich vom 17.01.2020 bis zum 12.02.2020 wieder in Kenia. Dies war mein achter Aufenthalt am DIANI Bildungs- und Sozialzentrum.

Das neue Schuljahr begann in Kenia bereits am 07.01.2020. In der Schule gab es viele neue Gesichter, sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern. Einige Lehrer erhielten eine Festanstellung bei einer staatlichen Schule und somit wurde das Lehrerkollegium neu besetzt. Auch wurden viele neue Schüler an der Schule angemeldet, nachdem im vorigen Jahr zweimal eine Werbeaktion durchgeführt wurde. Diese war notwendig, da die Schulbehörde vorschreibt, dass die Abschlussklasse 8 eine Mindestanzahl an Schüler hat.

Am ersten Samstag nahm ich am beliebten Schwimmtag der 7. Klasse teil. Anschließend übergab ich die mitgebrachten Sachspenden z. B den Fußball-Trikotsatz an die jüngere Fußballmannschaft

 

und T-Shirts an die Volleyballmannschaft.  Ebenfalls hatte ich einige Handys dabei. Ein Handy hilft auf vielfältige Weise, z.B. als Ersatz für ein Bankkonto, bei den Lohnzahlungen, bei Einladungen zu Versammlungen. Die einfachen Handys verschenkte ich an die Angestellten. Die jungen Lehrer erhielten die Smartphones, da sie diese sinnvoll zur Unterrichtsvorbereitung nutzen können. Darum bitte ich, nicht mehr benötigte Handys bzw. Smartphones als Sachspenden bei mir abzugeben.

In den darauffolgenden 3,5 Wochen verbrachte ich die meine Zeit im Social-Office, da die Unterstützung im Sozialzentrum den größten Teil meines Engagements im DIANI Bildungs- und Sozialzentrum ausmacht. Hierbei ist ein wichtiger Part die Vermittlung von Patenschaften. Die meisten Schüler, die unsere Schule besuchen, kommen aus sehr bedürftigen Familien. Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin erstellte ich sogenannte „Steckbriefe“ mit dem Lebenslauf, der Familiensituation und n Lebensverhältnissen der besonders bedürftigen Kinder, die uns die Schulleitung vorschlägt. In Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit einem Erziehungsberechtigten werden die Lebensumstände dokumentiert und anschließend das Kind fotografiert. Auch besuche ich einige Kinder zu Hause und überzeuge mich persönlich von der Bedürftigkeit. Auf Wunsch werden diese Informationen an Interessierte, die gerne eine Patenschaft übernehmen möchten, weitergeleitet. Die Paten erhalten dann ein- bis dreimal pro Jahr einen Brief, ein aktuelles Foto oder ein  vom Patenkind gemaltes Bild.



Das Patengeld wird für die Schulgebühren und eine Schuluniform pro Jahr verwendet. Generell wird von den Eltern eine Selbstbeteiligung von 1 € pro Monat erhoben, damit die Eltern die Schulausbildung wertschätzen. Durch die regelmäßige monatliche Barzahlung entwickelt sich ein reger Kontakt und Informationsaustausch zwischen der Sozialarbeiterin und den Eltern.

Auch in diesem Jahr gaben gaben mir einige Paten ein Geschenk für ihr Patenkind mit, das ich gerne persönlich bei einem Hausbesuch übergab.

Allerdings war meine Gepäckkapazität sehr begrenzt. Deshalb empfahl ich einigen Paten, einen beliebigen Betrag max. 15 – 20 € auf das Spendenkonto des Vereins Projekt Lebensblume zu überweisen. Mit diesem Geld würde ich in Kenia für das Patenkind dringend benötigte Schulutensilien entweder ein Paar Schulschuhe, einen Schulrucksack oder Schulhefte bei ortsansässigen Geschäften kaufen. Durch den Kauf vor Ort würde somit gleichzeitig der Geschäftsbetrieb der kleiner Geschäftsleute unterschützt. Deshalb war ich wochentags nach Schulschluss mit den Patenkindern nach Ukunda zum Einkaufen unterwegs und besuchte im Anschluss die Familien. Alle Patenkinder und ihre Eltern waren von den Geschenken total begeistert und nahmen die Sachen dankbar an.

Der Besuch einer 9-köpfigen Familie (drei Erwachsene mit 6 Kindern) machte mich besonders betroffen. Die Wohngegend der Hütte lag einen Fußmarsch von ca. 30 Minuten entfernt, fast im Busch. Hier standen mehrere einfache Lehm-Häuser mit halb abgedeckten Makutidächern (Palmblätterdach). Die Stürme der letzten Regenzeit hatten besonders starke Sturmschäden verursacht. Die Hütte der Familie war ebenfalls betroffen. Neben dem Schaden am Dach waren die Wände eingefallen bzw. unstabil, die Haustüre war weggebrochen und der Eingang nur mit einem großen Tuch zugehängt. In dieser 3 x 3 Meter großen Hütte leben 9 Personen!

Da die Einkommen der Oma, Mutter bzw. des minderjährigen Onkels kaum für den Lebensunterhalt reichen, waren die Reparaturen für die Familie unbezahlbar. Dank der Spende einer Volontärin erhielt die Hütte mittlerweile ein neues Dach aus dünnem Wellblech. Aufgrund dieser schwierige Lebens- bzw. Wohnsituation wohnen die 6 Kinder mittlerweile wochentags in der „Nightcare“ der Schule. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich für diese Familie weitere Paten finden würde.

Anfang eines jeden Jahres erhalten die Lehrer und Angestellten die Auszahlung der liebevoll „Josi Savings“ genannten, eine Art Vermögenswirksamer Leistungen. In diesem Jahr erfolgte die Auszahlung bereits vor meiner Ankunft,  deshalb kontrollierte ich  die ordnungsgemäße Ermittlung des Auszahlungsbetrages und die Abwicklung. Neben dem monatlichen Einzahlungsbetrag von 200 khs (ca. 2€), erhalten die Sparer bei vollständiger Einzahlung einen Bonus in gleicher Höhe.

Weitere Aufgaben sind die Vergabe von Zuschüssen und die Gewährung von Mikrokrediten an die Eltern unserer Abschlussschüler zur Finanzierung des Schulbesuches (Schulgeld, Bücher, Matratze) an den weiterführenden Schulen oder für eine kostenpflichtige schulische Ausbildung wie Mechaniker, Frisörin, Näherin etc. Gemeinsam mit der neuen Sozialarbeiterin kontrollierte ich tagelang die Rückzahlung der im vorigen Jahr gewährten Kredite. Nur die Familien, die den Vorjahreskredit vollständig zurückgezahlt haben, bekamen 2020 wieder einen Kredit. Damit die ordnungsgemäße Verwendung der Darlehnsmittel gewährleistet ist, wird das Schulgeld direkt an die Schulen überwiesen.

Mein Steckenpferd ist das Aufräumen des Bastelmaterials, welches sich im Social-Office befindet. Außerdem sortiere ich jährlich die im Kindergarten und in der Grundschule vorhandenen Plastikboxen mit Spielen und Puzzle. Zeitweise halfen mir dabei Kinder, die sich über die Abwechslung freuten und gleichzeitig das Aufräumen lernten.

Im Laufe des Jahres 2019 wurde an der Schule ein Internat für die 8. Klasse eingerichtet. Wochentags erhalten nunmehr die Internatsschüler zusätzlich ein warmes Abendessen.

Unser Rektor ist an 2 Schulen tätig und führt unsere Schule von 16:30 Uhr bis 21 Uhr und samstags. Ich war jeden Tag bis 21 Uhr an der Schule, abgesehen von den Einkaufstouren mit den Patenkindern. Sonntags konnte ich teilweise die Freizeit genießen. Gleichzeitig nutzte ich die Gelegenheit um mit Christina, der Projektleiterin, dem Rektor und den Lehrerpersonen Informationen auszutauschen und anstehende Projekte zu besprechen. Ich hatte eine arbeitsintensive Zeit.

Das Volontärhaus, welches seit Frühjahr 2017 angemietet wurde, kann ab dem 1. April 2020 nicht mehr genutzt werden, da der kenianische Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. Aus diesem Grund wurden andere Appartements besichtigt und eine geeignete Unterkunft gesucht.

Auch in diesem Jahr erhielten die Angestellten und Arbeiter Lebensmittel vor meiner Abreise. Darüber sind sie sehr glücklich, da man von einem Gehalt von durchschnittlich 100 € – bei Lebensmittelpreisen wie in Deutschland – kaum leben kann.

Am Abreisetag sangen die Kinder für mich das bewegende Abschiedslied „Farewell, farewell, we will never never forget you“.  Zum Abschied erhileten sie von mir Saft und Plätzchen, worüber sie sich sehr freuten. Auch die diesjährigen Eindrücke, die Kinder und ihre Familien werde ich nicht vergessen, denn ihre bessere Zukunft liegt mir sehr am Herzen.