In der Zeit von September 2013 bis März 2014 verbrachte ich zusammen mit meinen zwei Schulfreunden Alexander und Kai und zeitweise weiteren Mitvolontären (z.B. Mona) ein Volontariat am DARAD Bildungs- und Sozialzentrum in Ukunda, Kenia.
Nach einigen vorbereitenden Treffen hatte ich bei der Ankunft in Kenia eine ungefähre Vorstellung von der Arbeit am Bildungs- und Sozialzentrum und der künftigen Wohnsituation. Entgegen meinen Vorstellungen waren unsere ersten Wochen ein Wechselbad aus der Desillusionierung, dass die meisten Ideen, die wir vor unserer Abreise geschmiedet haben doch nicht realisierbar waren und wir nun gar nicht so richtig wussten, wie wir mithelfen konnten einerseits und der maßlosen Begeisterung über die paradiesische Schönheit von Diani Beach andererseits. Nachdem die Eingewöhnungsphase überstanden und der Kulturschock überwunden waren, fand sich in Abstimmung mit Christina für jeden von uns eine sinnvolle Aufgabe.
Ich habe vorwiegend versucht, Schüler der 8. Klasse für ihren bevorstehenden Abschluss in den Fächern Englisch und Mathematik fit zu machen; anfangs in 4er-, später in intensiveren 2er-Gruppen. Ich denke, dass dieser Nachhilfeunterricht, besonders in leistungshomogenen Gruppen sehr förderlich sein kann. Besonders durch unübliche Unterrichtsinhalte, aber auch –Methoden und -Rahmen- bedingungen werden manchmal Schüler regelrecht „wachgerüttelt“, wenn sie ein eigenes Talent, wie z.B. Kreativität im Verfassen von Geschichten entdecken. Als gut habe ich außerdem empfunden, dass es mir nach einiger Zeit zu einem gewissen Maß gelungen ist, den Schülern zu vermitteln, dass Fragen erwünscht, förderlich und elementar sind, statt Ausdruck ihres Unvermögens. Das hat die Stimmung sehr gelockert und somit neue Chancen eröffnet.
Ich war unheimlich beeindruckt von dem Potenzial der Schüler, das viel zu oft tief vergraben und unbeachtet bleibt.
Ich habe erfahren, dass in der Nachhilfe -wie bei meinen ansonsten gesammelten Arbeitserfahrungen- Bescheidenheit und Demut wichtige Begleiter, wenn man längere Zeit dort arbeitet. Besonders deutlich wird das an der Tatsache, dass die von mir unterrichteten Schüler meist schon an die 9 Stunden in der Schule waren, mit insgesamt 1½-stündigen Freizeitunterbrechungen(=Games-Time). Das wird von der Lehrerschaft eingefordert und ist in Kenia keineswegs außergewöhnlich. Es führt allerdings dazu, dass die Schüler geistig ziemlich ausgepowert sind, wenn man um 16.00 Uhr mit der Nachhilfe beginnt oder während der 1-stündigen Games-Time AGs startet.
Es erscheint bei einem derart umfangreichen Stundenplan beinahe grausam, den Kindern dann noch zu verkünden, sie könnten in der Umwelt-AG in der besagten Games Time noch einiges über die Umwelt lernen.
Nun, genau das haben Mona und ich trotzdem getan und es haben sich auch tatsächlich ziemlich viele Schüler verschiedenster Altersstufen gemeldet.
Aber der Länge des Schultags entsprechend hielt sich die Aufnahmefähigkeit der Schüler bei kleineren Vorträgen unsererseits in Grenzen. Also haben wir eine Exkursion angekündigt (das hat in unserer Schulzeit in solchen Fällen schließlich auch immer gezogen) und als Vorbereitung die Schüler in Gruppen Plakate zu verschiedenen Umweltthemen ausarbeiten lassen, zu denen sie Vorträge halten sollten. Das schienen sie noch nie gemacht zu haben. Ich fand es ganz sinnvoll, und außerdem muss man beim Plakate basteln und während der Gruppenarbeit nicht so ruhig sein.
Später haben wir in Zusammenarbeit mit den schwedischen Volontären der lokalen Nichtregierungsorganisation (engl. NGO) East African Whale Shark Trust (= NGO EAWST) Strandsäuberungs-Aktionen gestartet, bei denen aus dem gesammelten Müll Bilder geformt und Botschaften/Slogan z.B. „Keep Our Beach Clean“ geschrieben worden, die anschließend fotografiert wurden. Die Fotos wurden dann auf die Homepage der NGO bzw. bei Facebook veröffentlicht, um auf die zunehmende Vermüllung der Meere und die Auswirkungen aufmerksam zu machen.
Soweit ich weiß, wurde diese Aktion von anderen Volontären wiederholt durchgeführt.
Abgesehen von kleineren Baumaßnahmen wie dem Streichen des Essensraumes, der Schulräume, Tafeln etc., die wir Volontäre vorgenommen haben, habe ich mit Alexander und Kai das bestehende Klettergerüst durch eine Erweiterung vergrößert.
Hierbei waren uns die Mitarbeiter des Bildungszentrums Joseph und Dalu eine sehr große und wohl auch unersetzliche Hilfe. Die Ausschachtungen aus dem harten Korallensteinboden beispielsweise oder auch nur die Verhandlungsqualitäten im Umgang mit den Materialhändlern hatten wir in unseren unbefangenen Planungen ebenso wenig bedacht wie die Statik unseres Werkes. Trotz aller Hindernisse ist die Klettergerüsterweiterung mittlerweile von den schwedischen Volontären der o.g. NGO EAWST verstärkt und – zur Freude der Kinder- vollendet worden.
Viel Freude bereitet hat mir die Vorbereitung und Durchführung der Ferienspiele mit 3 unterschiedlichen Klassen. Unser Freizeitangebot, das in Deutschland wohl jedes Kind in die Flucht geschlagen hätte, hat die kenianischen Kinder total begeistert. Wir haben Papierflieger verschiedenster Arten gebaut, mit denen sich selbst ältere Schüler stundenlang beschäftigen konnten; Schnitzeljagden mit Süßigkeiten-Schatztruhe veranstaltet, die die Augen von 4-jährigen ebenso blitzen ließen, wie die von 15-jährigen; eine etwas limitierte „Activity“-Eigenproduktion gespielt und einen Sportparkour für die Kinder aufgebaut.
Ansonsten kann man in Kenia halt unglaublich toll reisen, auf eigene Faust wie im Safarijeep-; am Strand bei kleinem Feuerwerk, Musikspektakel und Sonnenaufgang über dem indischen Ozean ins neue Jahr reinfeiern (ohne Feuerwerk und ein bisschen weniger spektakulär kann man das auch jedes Wochenende machen):, tauchen, surfen, Fisch essen, Samosas und Chapatis essen, in Lamu auf der Dhau dem Sonnenuntergang entgegen segeln und sich wie in Arabien fühlen und so tolle Tiere sehen, dass man durch bloßes Zusehen zum Tierschützer und –fan wird.
Meine Naturerlebnisse und die Erfahrungen beim Volontariat haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Meiner Meinung nach kann man seine Zeit nach dem Abi oder zwischen dem Studium oder nach der Arbeit wohl kaum schöner verbringen.
Hier zu dem
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