Bericht von Antje Wolf Zeitraum vom 24.08.2017 bis 24.10.2017

Sophia Stepprath Uncategorized November 23, 2017

Mein Name ist Antje Wolf. Ich bin Grundschullehrerin im Ruhestand.

Am 24.08.2017 flog ich nach Kenia – ein mir völlig unbekanntes Land. Mein Ziel war es, als Volontärin an der DIANI Montessori Academy unterstützend zu helfen und meine langjährige Erfahrung im Grundschulbereich in Form von Hilfestellung und Beratung dort einzubringen. Mein Aufenthalt dort dauerte 8 Wochen.

Ich war beseelt davon, die Freude meiner ehemaligen Grundschulkinder am Lernen von Deutschland nach Kenia zu bringen – aber die Kinder an der DIANI Montessori Academy zeigten mir, was Freude, Glück und Unbeschwertheit in der Schule bedeuten können. Das hat mich wirklich fasziniert!DSC00058 (480x640)

Während Kinder in Deutschland häufig Unlust gegenüber der Schule entwickeln, sind Kinder in Kenia froh darüber in die Schule gehen zu dürfen. Oft legen sie einen weiten Schulweg zurück und müssen dementsprechend früh losgehen, um noch evtl. Hausaufgaben in der Schule vor Unterrichtsbeginn erledigen zu können. Am Nachmittag (Schulende 16.15 Uhr) bleibt dafür keine Zeit, denn spätestens 18.30 Uhr ist es dunkel und Licht haben die wenigsten Familien.

Die kenianischen Kinder kommen gerne, denn sie spüren die Liebe der Lehrpersonen und aller Angestellten und fühlen sich in dem geschützten Raum der Schule wohl und behütet. Die Schule ist für sie eine Oase der Geborgenheit und Fürsorge – für mich war sie das auch!20170927_102340 (640x360)

Das kenianische Schulsystem ist dem englischen angepasst. Es gibt an der DIANI Montessori Academy drei Kindergartengruppen: playgroup 1 (Babyklasse, ab 3 Jahre), playgroup 2 (ab 4 Jahre), playgroup 3 (Vorschulklasse, ab 5 Jahre). Danach beginnt die 8-jährige Grundschule (Primary School). Jedoch wurde das in England praktizierte Eingehen auf den Leistungsstand des einzelnen Schülers im kenianischen Schulsystem nicht übernommen. So wurde an der Schule überwiegend frontal unterrichtet, was leider eine Differenzierung nicht zulässt. Aber, um differenzieren zu können, muss es auch entsprechende Materialien geben, die leider nicht vorhanden sind. Auch Bücher und Materialien wie Hefte, Stifte, Scheren, Kleber, Lineale, Spitzer, Radiergummis sind Mangelware. Die Kinder allerdings haben keine Vorstellung davon, was ihnen fehlen könnte; sie sind glücklich und mit dem Wenigen zufrieden.

Mein Ziel war es in der Vorschulklasse den Zahl- und Mengenbegriff bis 10 zu festigen, deshalb habe ich mit der Lehrerin und den Vorschulkindern gemeinsam ein eigenes Zahlenbuch entwickelt.

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Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Kinder keine richtige Vorstellung von der Menge haben, dies aber die Voraussetzung für das Zahlenverständnis ist. Frontalunterricht lässt es nicht zu, verschiedene Wege der Wissensvermittlung einzubauen. So entstehen bei vielen Kinder oft Lücken, die später schwer zu beheben sind.

Wieder in Deutschland habe ich überlegt, welches stabile Material genau für das Vermitteln des Zahlenverständnisses sinnvoll ist. Rechenschiffchen vom Spectra Verlag wären genau richtig. Sie sind ganz aus Holz und strapazierbar. Die Anschaffung von 11 Stück würde schon zur Ausstattung einer Klasse reichen, denn die Rechenschiffchen könnten auch an andere Klassen weitergegeben werden. Bei einem Stückpreis von 29,99 € ist diese Investition im Rahmen des knappen Schulbudgets derzeitig nicht finanzierbar. Ein Beispiel, das zeigt, wie stark die Schule auf die Großzügigkeit ihrer Spender angewiesen ist.

Am 05.02.2018 fliege ich wieder nach Kenia und freue mich, wieder an der DIANI Montessori Academy helfen zu dürfen. Ich werde weiterhin versuchen, den LehrerInnen mit all meiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Ich werde die Freude der Kinder genießen und hoffe, dass ich ihnen einige gute Materialien mitbringen kann. Für mich ist eine gute Schulausbildung die wichtigste Voraussetzung für die persönliche Entwicklung eines jeden Kindes und die wirkungsvollste Entwicklungsarbeit.