Bericht von Josi Küsters – Zeitraum vom 02.01.2018 bis 25.01.2018

Hallo zusammen,

wir machten uns zu fünft (Angela, Anja, Karin, Marigret, Josi) am frühen Morgen des 02.01.2018 auf den Weg nach Kenia und erreichten das neue Volontärhaus in der Nacht. Ich staunte nicht schlecht, dass auf der Nebenstraße Straßenlaternen leuchteten. Schnell teilten wir die Zimmer ein und fielen müde ins Bett.

Die Straßenlaternen wurden im vorigen Jahr vor den Wahlen aufgestellt und es wurden viele Nebenstraßen der Mombasa-Straße in Ukunda gepflastert, jedoch jeweils nur 50 bis 100 Meter. Außerdem wurden Zebrastreifen angelegt. Wie schon im Vorfeld bekannt war, hatte die große Supermarktkette Nakumat wegen Konkurs geschlossen.

Am Morgen wurden wir von Susanne besucht. Sie hatte für unser Frühstück eingekauft. Danach nahm sie drei Frauen in ihrem Auto mit zum Großeinkauf und zum Besorgen der kenianischen Telefonkarten.

Da wir mit 10 Koffern anreisen konnten, hatten wir viele Hilfsgüter mitgebracht. Marigret und ich überlegten jeden Tag, welche Sachen wir mitnehmen zur Schule. Ein Hartschalenkoffer mit Judoanzügen wurde als erstes zur Schule gegeben, weil im letzten Jahr im Abstellraum einige Anzüge von Termiten zerfressen wurden.

Wir hatten auch Kleidung in den Schulfarben dabei. Orange T-Shirts und khakifarbene Röcke oder Hosen für die neuen Kinder. Die neuen Kinder kommen zunächst in ihrer Alltagskleidung oder in ihrer Schuluniform der vorher besuchten Schule. Sie fallen damit sofort auf und sind zunächst Außenseiter. Wir hatten im letzten Jahr einen neuen Schneider eingestellt. Ich staunte nicht schlecht, dass er sehr fleißig bereits in allen Größen und besonders in den kleinen Größen Uniformen genäht hatte. Ebenfalls konnten wir einen zweiten Schneider für eine kurze Übergangszeit einstellen, so dass alle Neulinge sehr schnell ihre Uniformen erhalten konnten.

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Wir hatten viele Turn- und Fußballschuhe im Gepäck. Masha, unser Judo- und Sportlehrer, stellte diese in dem neu eingerichteten Umkleideraum nach Größen sortiert in ein Regal, so dass die Nutzung gerade bei Schulturnieren vereinfacht wird.

Ich schaute Masha bei einer Judostunde zu und ließ mir den Stundenplan zeigen. Ich nahm mir eine Kopie aus dem Lehrerzimmer und konnte feststellen, dass sich Stunden überschnitten und verschiedene Klassen mit großem Altersunterschied zeitgleich eingetragen waren. Danach musste dieser Plan vom Konrektor erneuert werden. Da Kindergarten, Lower-Primary (Klassen 1-3) und Upper-Primary (Klassen 4-7) verschiedene Stundenplanzeiten haben, war dies nicht so einfach.

Um den Judosport finanziell, insbesondere für die Fahrkosten zu Turnieren, zu unterstützen, wurde ein Basar am Tag des Elternsprechtages veranstaltet. Dort haben wir die mitgebrachten Sandalen und Slippers sowie Kleidung von ehemaligen Volontären und Besuchern für kleines Geld verkauft.

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Beim ersten Rundgang schauten wir uns den im Bau befindlichen Klassenraum an. Die Bauarbeiter waren sehr emsig dabei die letzten Maurer- und Putzarbeiten zu erledigen und zuletzt das Dach zu decken. Außerdem wurde ein Vorplatz mit einem Dachüberstand gestaltet. Wir konnten jeden Tag den Fortschritt bis zur Fertigstellung und dem Einzug der Klasse 2 beobachten.

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Die mitreisenden Frauen Angela, Anja und Karin hatten sich zur Aufgabe gemacht, den neuen Klassenraum mit Bildern von Tieren und ihren Anfangsbuchstaben auf eine Wand zu malen. Nach Vorarbeiten während der Woche wurden die wirklich ausgesprochen schönen Kunstwerke an einem Sonntag vollendet.

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Angela, eine gute Fotografin, machte Klassenfotos. Außerdem fotografierte sie bedürftige Kinder, die wir für die Patenliste vorgesehen haben, um einen Sponsor für eine persönliche Patenschaft zu finden.

Da wir jeden „Term“ einen Brief oder eine Malerei an den Paten verschicken möchten, wurde dies in vielen Etappen umgesetzt und die Kinder wurden dabei von uns unterstützt.

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Ich konnte dem Office und dem Social-Office je ein Smartphone mitbringen. Damit wird demnächst per whatsapp unser Austausch, auch mit Fotos, erheblich erleichtert.

Für die Kindergartenkinder veranstalteten wir am Volontärhaus einen „Planschtag“. Die verschiedenen Gruppen kamen zeitlich versetzt. Nach dem Planschen wurden die Kinder jeweils mit Saft und Plätzchen verwöhnt. Viel Spaß gab es auch noch bei einigen Spielen mit dem Schwungtuch.

An zwei Samstagen wurde jeweils ein Strandtag für die Klassen 6 und 7 durchgeführt. Dies ist immer ein Highlight für die Kinder. Viele aus den beiden Schuljahren können inzwischen schwimmen, obwohl die Beinarbeit noch verbessert werden müsste.

An einem Samstag stand der Ausflug der Lehrer und Angestellten zum Haus von Christina an. Dieser Ausflug war bereits für das Ende des Schuljahres 2017 geplant gewesen und wurde aufgrund des plötzlichen Todes eines langjährigen Nachtwächters verschoben. Dieser Ausflug wurde herzlich angenommen. Die jungen Lehrer und Angestellten spielten Volleyball. Die anderen durften sich im Swimmingpool vergnügen. Christina hatte eine Frau bestellt, die die begehrten Kartoffeln machte. Dazu werden Pellkartoffeln in eine gewürzte Mehlsoße getunkt und anschließend frittiert. Dazu gab es Salat und später noch Halfcakes, eine Art Muffins, und Pudding. Der Tag verging recht schnell. Es wurde viel über das Privatleben der Einheimischen gesprochen, die fast alle in ärmlichen Verhältnissen leben. Davon haben wir uns an manchen Abenden bei Besuchen selbst ein Bild machen können.

Später setzte ich mich noch mit Christina und Marigret zusammen, um den Jahresbericht fertig zu stellen, den wir im Flugzeug bereits begonnen hatten. Da es spät wurde, übernachteten wir bei Christina.

Wir hatten in unseren Koffern auch einige Patengeschenke mitgebracht, besonders von Paten, die im vorigen Jahr eine Patenschaft begonnen hatten. Wir bitten darum, dies in einem kleinem Rahmen zu halten: ein Federmäppchen oder ein Block mit Stiften dazu ein Spiel (Memory) oder ein Seilchen. Wir haben die Familien immer nach dem Unterricht besucht und die Geschenke persönlich überreicht. So konnten wir uns das Lebensumfeld der Patenkinder ansehen.

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Noch im letzten Jahr hatten die meisten Familien keinen Strom. Dies hat sich zum Teil geändert. Der örtliche Stromanbieter hat in den meisten Hütten ein Stromkabel verlegt, welches mit einem Kästchen an der Wand eines Raumes endet. An diesem Kästchen befinden sich eine Lampe, eine Steckdose und ein Endgerät, welches man um eine gewisse Summe aufladen kann. Dann kann man nur für die bezahlte Zeit den Strom nutzen. Diese Lichtquelle hilft den Kindern abends ihre Hausaufgaben zu machen. Leider war bei vielen Familien die Freude über das neugewonnene Licht nur kurz, weil ihnen das Geld für das Aufladen fehlt.

Als ich mit dem Fahrrad durch eine abgelegene Straße fuhr, wurde ich von einer Frau angesprochen und ich hielt an. Ich erkannte in ihr eine ehemalige Schülerin unserer Schule wieder. Es waren schnell ein paar Kinder dazugekommen, wovon 2 Kinder ihre eigenen waren. Sie meinte, dass die Kinder gerne Süßes haben möchten. Darauf gab ich ihr zu verstehen, dass ich grundsätzlich nur Bananen für Kinder kaufen würde. Sie zeigte auf einen nahegelegenen Shop und wir marschierten dorthin. Als ich die Bananen kaufte, schaute ich in mittlerweile 30 strahlende Kindergesichter.

Meine Aufgaben wiederholen sich nun jedes Jahr im Januar, denn meine sozialen Aufgaben sind schon ein fester Bestandteil geworden. Es sind die liebevoll genannten „Josi savings“ und der „Secondary-Credit“.

Die „Josi savings“ sind ähnlich wie unsere Vermögenswirksamen Leistungen. Die Lehrer und Angestellten sparen je 2 € pro Monat. Ich füge 2 € dazu. Am Ende des Jahres gibt es Zinsen und wer alle 12 Monate gespart hat, bekommt einen Bonus. Anfang des Jahres wird dieses Geld ausbezahlt. Im Höchstfall sind es 55 € pro Sparer, was in etwa einem halben Monatsgehalt entspricht.

Der Secondary-Credit wird an ehemalige Schüler vergeben, die eine weiterführende Schule besuchen. Im Herbst 2017 haben wir den College-Credit hinzugefügt, weil die ersten ehemaligen Schüler das Abitur ablegen konnten. Auch dazu suchen wir Paten, da die Kosten sehr hoch sind.

Wir hatten fast zeitgleich wie in Deutschland einen Sturm und mussten leider feststellen, dass das Zelt abgedeckt wurde. Die Plane war gerissen und nun ist es unbrauchbar geworden. Die Unterkonstruktion wurde ebenfalls in zu großen Abständen aufgebaut. Dazu müssen wir uns noch überlegen, welche Lösung es gibt, da der Nutzen u. a. bei Versammlungen und Turnieren einen großen Stellenwert hat.

Bei den Hilfsgütern waren ebenfalls Schulmaterialien, wie Abacusse, Rechenschiffchen und weitere Mathespiele, die deutsche Lehrerinnen besorgt hatten, die als Volontäre bereits in Afrika waren. Die bisher vorhandenen Materialien aus dem Kindergarten und den Schulklassen wurden von mir sortiert und zum Teil neu verteilt. In den oberen Klassen schlug ich mal wieder die Hände über dem Kopf zusammen, da sie einfach keine Ordnung halten können. Die Kinder und Lehrer benötigen Unterweisungen, da sie diese Lernspiele zum Teil nicht kennen.

Marigret hatte Faulenzermäppchen von ihrem Arbeitgeber erhalten, die wir in den Klassen 5, 6 und 7 verteilen konnten. Da die Mäppchen alle gleich waren, wurden sie mit Permanentmarker beschriftet und bemalt.

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Diesmal konnte ich bereits am vorletzten Tag die von mir gekauften Lebensmittel an unsere 10 kinderreichen Angestelltenfamilien und 5 Einzelpersonen übergeben. Eine Woche vorher hatte ich diese Lebensmittel im Shop der Mutter einer Schülerin bestellt. Ich schaute wieder einmal in sehr glückliche Gesichter.

Wir konnten die nun leeren Koffer an Familien abgeben, die diese für ihre Kleider benutzen. Sie haben keinen Kleiderschrank und versuchen so ein wenig Ordnung in ihrem Haus bzw. ihrem Zimmer zu schaffen. Die Verteilung war nicht einfach, weil jeder akribisch nachhält, wer schon einmal einen Koffer bekommen hat.

Am letzten Tag waren Arbeiter dabei, den Brunnen auf der Farm tiefer auszuheben, damit die neu zu installierende Pumpe auch einwandfrei funktionieren kann. Dies ist schon ein lang ersehnter Schritt, damit die Farm auch in der Trockenzeit wirkungsvoll bestellt werden kann.

An unserem letzten Tag verteilten wir nach dem Schulschluss Plätzchen und einen Luftballon an die Kinder, die sich sehr darüber freuten. Anschließend baten wir noch einmal die Lehrer und Angestellten zum Fototermin und sie bekamen von Marigret Einkaufstaschen. Diese sind mittlerweile außerordentlich notwendig, weil seit dem Herbst 2017 in Kenia ein Plastiktütenverbot erlassen wurde.

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Die Kinder sangen noch ein Abschiedslied für uns und es wurden noch Dankesworte an uns gerichtet, die uns sehr rührten.

Liebe Grüße von Josi