Bericht von Ricarda Gerlach – August 2011

Mein Name ist Ricarda Gerlach und ich bin seit sieben Wochen in Kenia. Ich mache für insgesamt fünf Monate ein  Volontariat an der Darad Montessori Akademie. In der Schule konnte ich bisher, abgesehen von ein paar „german lessons“, noch nicht viel bewegen, da die Examen und die Schulferien vor der Tür standen.

Durch die Ankunft der anderen Volontäre wie Alina Küster, Corinna Wulf, Sarah Gerlach und Simon Pompös, konnte in den Ferien ein größeres Projekt auf die Beine gestellt werden – wir planten ein Feriencamp. Nachdem feststand, dass dieses Feriencamp sich speziell auf die Klassen 4 – 7 konzentrieren sollte, begannen wir über das Thema nachzudenken. Es musste etwas sein, was der kindlichen Neugier der Viertklässler und der schon distanzierteren Ansicht der Siebtklässler entsprach.

Wir entschieden uns deswegen dafür, die Schüler auf eine Reise um die Welt mitzunehmen. Das Thema lautete: Travel Around the World. Wir legten den Zeitraum von vier Tagen fest und dass wir an jedem Tag einen anderes Land anschauen wollen, welches jeweils einem anderen Kontinent zugehörig ist. Wir entschieden uns für die USA, Deutschland, China und Kenia. Wichtig hierbei sollte sein, dass die Schüler zu Beginn des Tages eine Story über das Land und die Leute hören. Es wurde geographisch auf das Land geschaut, etwas über das tägliche Leben erzählt und auf die Besonderheiten dieses Landes eingegangen, wie auch auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern. Danach teilten wir die Schüler in drei Gruppen auf.

Wir hatten eine „creative group“ in der die Schüler die Flagge malten und je nach Land Vokabeln, Tiere, witzige Gesetze oder Schriftzeichen (Asien) in ein für sie angefertigtes Heft malen und schreiben konnten. Doch dies war nicht einfach nur ein Heft. Es war ihr persönlicher Reisepass. Auf der ersten Seite sollten sie, in ein vorgefertigtes Kästchen, ein Bild von sich malen. Auf die Linien daneben ihren Namen, ihre Klasse und ihr Alter schreiben und unten in dem freien Feld – wie sich das gehört – einen Fingerabdruck hinterlassen, der sie als Besitzer des Passes identifizierte.

Eine andere Gruppe war die „dancing group“. In dieser Gruppe zeigten wir den Schülern einen landestypischen Tanz, den auch wir teilweise vorher lernen mussten.

Die letzte Gruppe war die „games group“. Hier brachten wir den Schülern ein neues Spiel aus Deutschland bei, welches sich mit vollem Erfolg und vollem Einsatz der Schüler zeigte. Andere vorbereitete Spiele zeigten daneben eher kleinere Erfolge. „Catchball“ wurde zum neuen Lieblingsspiel der Schüler und konnte sogar als gute Alternative neben Fußball die Herzen der Schüler gewinnen.

Nach einer halben Stunde gab es immer einen Wechsel in den Gruppen, sodass es jedem Schüler möglich war, an einem Tag jede der drei Gruppen zu besuchen. Am Ende des Tages kamen die Gruppen noch einmal zusammen, um den Tag gemeinsam zu beenden.

Um das Camp zu planen, brauchten wir aber mehr als nur gute Ideen. Die Schüler brauchten auch eine warme Mahlzeit in den Tagen und so entschlossen wir uns alle mit Hilfe einer kleinen Spende und eigenen Spenden der Volontäre, den Schülern dies zu ermöglichen. Dies musste mit den Verantwortlichen der Schule besprochen, geplant und eingekauft werden. All dies gelang uns sehr gut durch die gute Zusammenarbeit mit den Küchendamen und den Mitarbeitern der Schule.

Der vierte und letzte Tag sollte ein besonderer Tag werden. An diesem Tag hatten wir ein Fußballturnier nach der morgendlichen Story geplant. Geplant war alles gut und auch wir freuten uns sehr, dass jeder eine Mannschaft anzufeuern und zu betreuen hatte. Wir wählten für diesen Tag, wie auch die Tage zuvor bei Catchball gemischte Teams mit Jungen und Mädchen. Die Motivation war auch auf beiden Seiten da, doch leider merkten wir schnell, dass wir mit unserem europäischen Standard gewisse Dinge manchmal übersehen. Was für uns total normal ist, ist hier absolut nicht okay. Gemischte Fußballteams oder überhaupt gemischte Mannschaften gehören hier nicht zum guten Ton. So beschloss der Headmaster das Spiel nach einer halben Stunde abzubrechen und nur noch den Jungen die Chance zu geben, weiter Fußball zu spielen. Schnell war die Stimmung geknickt und wir mussten ganz dringend eine Lösung finden. Ich beschloss dann mit den Mädchen den Sportplatz zu verlassen und zurück zur Schule zu gehen, um dort ein kleines Catchballturnier zu starten. Dies schaffte ich dann auch mit viel Erfolg und als die Zeit um war, kamen wir wieder alle zusammen. Natürlich war diese Trennung nicht geplant und auch wir waren etwas irritiert, doch das legte sich schnell wieder, denn wir hatten ja noch eine Überraschung für die Schüler geplant.

Jetzt gab es das Highlight der Woche. Es gab für alle Kinder, Lehrer und Mitarbeiter der Schule ein Buffet, bei dem wir aus all den Ländern, die sie in den letzten Tagen „bereist“ hatten, kleine Leckereien ausgesucht hatten. Alle waren davon begeistert und vieles ist den Schülern auch bestimmt noch nie auf dem Teller gelandet. Die Freude und die Zufriedenheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben und auch wir waren überwältigt davon!

Anschließend bedankten sich die Schüler und alle Mitarbeiter sehr herzlich für die Zusammenarbeit und die schönen Tage. Ausklingen ließen wir den Nachmittag dann mit etwas afrikanischer Musik und viel guter Laune.