Bericht von Sophie – September 2013 – März 2014

Als wir, das sind Adriane, Lino, Kai, Alex, Julian und ich (Sophie), im September 2013 alle nach und nach in Ukunda eintrudelten, waren wir vor allem gespannt auf all das Neue, das uns nun bevorstand. Als frischgebackene Abiturienten teilten wir die Abenteuerlust dafür einige Zeit aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen und ein afrikanisches Land kennen zu lernen, in dem wir ganz Anderes als uns schon Bekanntes zu erleben. Neben der Horizonterweiterung ging es auch darum uns noch Anregungen bezüglich unserer beruflichen Zukunft einzuholen. Und unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Zusammen verbrachten wir sechs wundervolle Monate im fernen Kenia.

Die Orientierung in Ukunda fiel uns relativ leicht, da wir das Glück hatten, dass Lena – eine andere Volontärin an der DARAD Montessory Academy – bereits mehrere Wochen vor Ort verbracht hatte und uns angefangen bei den Preisen bis zum Ablauf des Schulalltags und den Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung alles zeigen und erklären konnte. Das wissen wir auch heute noch sehr zu schätzen, denn sich in einem völlig fremden Land zurechtzufinden, wenn man insbesondere mit den Gepflogenheiten des Handelns nicht vertraut ist, gestaltet sich ohne Unterstützung wesentlich schwieriger.

Das dritte Trimester in der Schule hatte gerade begonnen und somit war der Zeitpunkt gut sich mit neuen Ideen einzubringen. Ich, Sophie, hatte zwölf Melodikas aus Deutschland mitgebracht mit dem Ziel den Musikunterricht an der DARAD Academy zu bereichern. Nach einem ersten Vorspiel an der Schule, bei dem das Instrument die Fähigkeit bewiesen hatte die halbe Schule um sich zu versammeln, begann ich bestärkt in meinem Plan mit dem Melodika-Unterricht. Aus jeder Klasse wurden sechs Schüler ausgewählt, die wöchentlich eine Stunde mit mir und Adriane Grundkenntnisse über das Notensystem erlernten und dazu fleißig auf die Tasten hauen durften. Das Musizieren machte den Schülern so viel mehr Spaß als Noten lernen, dass mir bisweilen ganz schön die Ohren wehtaten. Aber es fetzte und das war das Wichtigste!
Neben dem Musikunterricht organisierten wir zusammen mit einer Lehrerin Förderstunden für die etwas langsamer lernenden Schüler, in denen wir mit einer eins zu zwei Betreuung unser Bestes gaben ihnen ihre Fähigkeiten in Mathematik, Sachkunde und Englisch zu entlocken. Durch die intensive Nachhilfe mit den Schülern aus Klasse 8 entwickelte sich zu Ihnen auch ein besonderes Verhältnis.

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Das Highlight der Förderstunden war ein gemeinsamer Ausflug an den Strand, den Mona, eine Volontärin, die während unserer ersten 5 Wochen da gewesen ist, als Abschiedsgeschenk sponsorte. So verstrich das dritte Trimester im Flug: morgens unterstützten wir einen Lehrer in einer bestimmten Klasse, mittags gaben wir Melodika-Unterricht und Nachhilfe und am späten Nachmittag bereiteten wir die Achtklässler auf ihre Abschlussprüfungen vor.
Ende November begann dann für alle die große Ferienzeit. Wir sechs Volontäre hatten uns nach einer Woche Ferienspielen an der Schule eine dreiwöchige Reise durch Kenia vorgenommen. Diese gehörte definitiv zu den beeindruckensten Dingen,die wir in unseren sechs Monaten erlebt haben. Mit Kleinbussen ging es von Nairobi über viele Stationen nach Kisumu am Viktoriasee. Von einem Elefantenwaisenhaus, über 14 Wasserfälle, durch deren Fluss wir stiefelten, über supereingequetschte Busfahrten, lokale Essgewohnheiten, Safaritiere am Straßenrand, Bootstouren und eher gewöhnungsbedürftige Unterkünfte – das beste war, dass wir jeden Tag irgendwo anders landeten und so jeder Tag dieser Reise ein einzigartiges Abenteuer war.

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Nach so viel Aufregung wieder zurück in Ukunda bekamen wir Besuch von unseren Liebsten, mit denen wir Weihnachten und Silvester verbrachten.

Dann brachen schon unsere letzten acht Wochen und das neue Schuljahr an. Nachdem wir alle gemeinsam den Räumen der Upper Primary zu neuem Glanz und Farbe verholfen hatten, begannen die vier Jungs das Klettergerüst um weitere Elemente zu erweitern und Adriane und ich gingen so ziemlich den gleichen Aktivitäten nach, wie schon im letzten Schuljahr. Und die Zeit floss dahin bis, wie aus heiterem Himmel, schon unsere Abschiedsveranstaltung an der Schule anstand. Adriane und mir fiel der Abschied besonders schwer, da wir jeder eine Klasse täglich unterrichtet und somit mit diesen Schülern besonders viel Zeit verbracht hatten. Aber der Abflugtermin stand fest– da war nichts zu machen. Ende Februar beziehungsweise Anfang März kehrten wir alle nach Hause zurück. Und wie ich nun hier sitze und den Eintrag schreibe, lächle ich bei all den Erinnerungen ununterbrochen. Denn mit jeder neuen Begegnung, jeder ungewohnten Situation, mit den positiven und negativen Erlebnissen haben wir etwas für das Leben gelernt. Adriane und ich haben ineinander tolle Freundinnen gefunden, die, obwohl sie sich im letzten Sommer noch nicht kannten, für immer eine besondere Zeit teilen werden. Wir haben andere Lebensumstände kennen gelernt, eine andere Perspektive auf Immigration gewonnen und auch außerhalb der Schule tolle kenianische Freunde gefunden mit denen wir viele Erinnerungen teilen.
Und auch nach fast zwei Monaten, die wir nun schon wieder zurück im guten alten Deutschland sind, sind zumindest bei mir die Gedanken an die Zeit in Kenia immer noch Teil meines Alltags, weil es uns geprägt hat.