Jahresbericht 2020

Sophia Stepprath Lageberichte Dezember 17, 2020

Liebe Mitglieder, Sponsoren und Freunde,

mit diesem Brief bedanken wir uns herzlich für Ihre großzügigen Spenden und berichten über deren Verwendung und die Entwicklungen im DIANI Bildungs- und Sozialzentrum in diesem ganz besonderen Jahr 2020. Die Corona-Pandemie hat unsere Schule und alle verbundenen Projekte stark beeinträchtigt und verändert. Durch Ihre Spenden konnten wir jedoch die Familien durch Not- und Direkthilfen in dieser schweren und belastenden Zeit unterstützen.

Im Januar 2020 haben wir das Jahr mit sehr viel Elan und hohen Erwartungen begonnen. Nachdem die vier Häuser im „Village“ 2019 grundlegend renoviert und zu Schlafsälen für das Internat umgebaut wurden, sorgen jetzt 18 doppelstöckige Hochbetten mit Matratzen und Moskitonetzen für ein heimeliges Gemeinschaftsgefühl.

Die dazugehörigen neuen Toiletten mit Duschräumen und einer Wäscherei konnten Anfang März ebenfalls fertiggestellt werden. Sie wurden durch Sonderspenden finanziert und durch ein einheimisches Team installiert. Die Internatsbetreuung wurde um drei junge Lehrerinnen erweitert, die dadurch auch ein Zuhause auf dem Grundstück gefunden haben. Insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse hatten sich im vergangenen Jahr eine solche Möglichkeit gewünscht, um länger und besser für ihre Prüfungen lernen zu können.

Außerdem konnte ein Farmhaus fertig gestellt werden, dass die Familie beherbergt, die die Farm bewirtschaftet. So kann die Bewässerung rund um die Uhr sichergestellt und die Ernteerträge vor den gefräßigen Affen geschützt werden.

Dank des Marburger Kenia-Hilfe Vereins „Elimu kwa watoto“ e.V. konnte das Gelände des DIANI Bildungs- und Sozialzentrums um ein Grundstück mit Schulgebäuden in der Nachbarschaft erweitert werden, das sich für den Betrieb eines Kindergartens eignet. Unser mittelfristiges Ziel ist die Zulassung des Kindergartens als offizieller Montessori-Kindergarten. Daher besucht eine unserer Lehrerinnen seit Anfang des Jahres eine Weiterbildung in der Montessori-Pädagogik, deren Inhalt sie an ihre Kolleginnen und Kollegen als Multiplikatorin weitergibt. Die wiederum haben während der Schulschließung an der Beschaffung und Herstellung von Montessori-Material gearbeitet, das für eine formale Zulassung ebenfalls benötigt wird.

Im Februar besuchte unser Judo-College auf Einladung Kadaina Island (Kilifi), ein sehr interessantes Schulprojekt mit Waisenhaus, Judo-Club und Moringa-Farm. Vor Ort fand ein Judo Turnier statt, das unser Club für sich entscheiden konnte. Der Leiter des Schulprojektes, Mr. Thoya, statte einen Gegenbesuch ab und schlug eine dauerhafte Zusammenarbeit vor.

Seit dem 16. März sind alle Schulen Kenias offiziell geschlossen. Die Pandemie und die damit einhergehende Schulschließungen haben große Probleme verursacht. In der Tat kann man von einer Bildungskrise sprechen. Den Schülerinnen und Schülern wird der Zugang zu Bildung und Wissen weitestgehend verwehrt, da „distance learning“ durch die Lebensumstände der Familien fast unmöglich ist. Nichtsdestotrotz geben unsere Lehrkräfte ihr Bestes, damit die Wissenslücken nicht allzu groß werden, indem sie beispielsweise ihren Schülerinnen und Schüler kleine Aufgabenzettel und Tests zukommen lassen und später bewerten. Seit Oktober findet der Unterricht für die Abschlussklassen vier und acht unter Einhaltung von strengen Abstands- und Hygienemaßnahmen statt. Die betroffenen Schülerinnen und Schüler sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, da sie sich so besser auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten können; zu Zeitpunkt und Umfang dieser hat sich die Regierung noch nicht geäußert. Was bisher offiziell nur feststeht, ist, dass der reguläre Schulbetrieb im Januar 2021 wieder aufgenommen werden soll.

Sportunterricht auf Distanz

Ein coronakonformer Klassenraum

Einhaltung der Hygienebestimmungen

Die Pandemie hat auch außerhalb des Schulbetriebs im familiären Bereich große Schwierigkeiten verursacht. Ein schwerwiegendes Problem ist die durch Arbeitslosigkeit wachsende Armut. Der eingeschränkte Zugang zu Nahrungsmitteln verschlimmert diesen Zustand. Seit dem Frühling dürfen keine Märkte mehr stattfinden, sodass die Lebensmittel in den vergleichsweise teureren Supermärkten eingekauft werden müssen. Hinzu kommt, dass die Lebensmittelpreise inflationär steigen. Unser Schulleiter Karangi Mwangi berichtete im Sommer: „Eine solche Welle der Hungersnot haben wir schon sehr lange nicht mehr erlebt und der Höhepunkt dieser Entwicklung ist sicher noch nicht erreicht“. Aus diesem Grund sind die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter schon seit Monaten im unermüdlichen Einsatz für die Familien der betreuten Schülerinnen und Schüler. Die regelmäßigen Hausbesuche sowie die damit verbundene Logistik und Planungsarbeit sind zeitintensiv und kräftezehrend. Mit ihrer Hilfe konnte eine regelmäßige und gut funktionierende Not- und Direkthilfe etabliert werden. In diesem Kontext stehen monatlich insgesamt 1.500 € zur Verfügung, die als Care-Pakete an die bedürftigen Familien verteilt werden. Diese werden dankbar und mit großer Erleichterung angenommen. Jedoch ist unbedingt fortlaufende Hilfe nötig, um die Kinder und ihren Familien vor Schlimmerem zu bewahren. Diese Unsicherheiten, Belastungen und Existenzängste der Familien, sind noch lange nicht vorbei.

Detaillierte Informationen zu dieser Situation und zu unseren Hilfsmaßnahmen finden Sie in unseren Lageberichten vom März und Oktober 2020 auf unserer Website.

Wir hoffen inständig, dass es im nächsten Jahr wieder Grund zur Hoffnung gibt, sich die ökonomischen Verhältnisse wesentlich verbessern und auch die Schule ihren gewohnten Betrieb wieder aufnehmen kann. Aus diesem Grund liegen unsere Pläne für das nächste Jahr nicht brach, sondern werden trotz der Unsicherheiten mit aller Kraft in Angriff genommen. Oberste Priorität bleibt zunächst die Lebensmittelversorgung der betroffenen Familien sowie die Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Die Einrichtung und Ausstattung des Kindergartengeländes, sowie der Bau einer Mehrzweckhalle sind ebenfalls fest eingeplant.

Wir sind uns bewusste, dass die Pandemie uns in unserer Hilfe zur Selbsthilfe zurückwirft. Die Arbeit der vergangenen Jahre hat uns aber gelehrt, dass wir gemeinsam stärker sind und nur mit Solidarität und starken Partnerschaften unsere Ziele Schritt für Schritt angehen und auch erreichen können. Dafür benötigen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung, denn dadurch stiften Sie Hoffnung und Zuversicht, die besonders in der derzeitigen Situation von unseren Schulkindern gebraucht wird.

Wir bedanken uns herzlich für Ihre aktive Unterstützung und finanzielle Hilfe.

Herzliche Grüße,

Peter Ullrich, Christina Missong, Klaus Schneider, Josi Küsters, Marigret Bierbaum, Antje Wolf, Nele Rademacher und Sophia Stepprath