Im Januar 2019 kamen mein Mann und ich zum dritten Mal als Volontäre zum DIANI Bildungs- und Sozialzentrum in Kenia. Es war besonders schön, bereits bekannte Menschen wiederzusehen und neue kennenzulernen. Die Kinder begrüßten uns mit strahlenden Gesichtern und mit „Jambo“.
Wir konnten sofort eine große Weiterentwicklung des Außengeländes und der Ausstattung des Bildungs- und Sozialzentrums sehen. In dem Schulgebäude, das 2015 noch im Bau war, befanden sich nun die Klassen 1, 2 und 3 und der Computerraum mit 13 Computerplätzen. Der Computerunterricht wird nun von Ibrahim, einem ehemaligen Schüler der Schule, durchgeführt.
Im letzten Jahr war ein neuer Klassenraum für den Kindergarten 2 mit einer überdachten Terrasse, auf der ein Rechenspiel aufgemalt ist, angebaut worden. Vor dem Schulgebäude und um die Pavillons herum befinden ich nun dekorative Blumenbeete. Das Erscheinungsbild des Bildungs- und Sozialzentrums vermittelt, auch durch die bunten Bilder auf der Außenwand des Schulgebäudes, einen kindgerechten und liebevollen Eindruck.
Während meines dreiwöchigen Aufenthaltes übernahm ich die Aufgabe mit den Patenkindern Briefe an die Paten zu schreiben. Die Kinder erstellten und gestalteten individuelle Karten im DIN A 5-Format. Auf die Vorderseite wurde ein aktuelles Foto des Kindes aufgeklebt. Anschließend bastelten die Kinder einen Bilderrahmen dazu. Auf die Rückseite wurde ein Handabdruck gemacht oder ein Bild gezeichnet. Die Paten haben die Möglichkeit die Karte mit dem Foto zuhause aufzustellen. Die Mädchen und Jungen ab Klasse 3 schrieben zusätzlich einen Brief, der in die Karte hineingeklebt wurde. Alle Materialien hatte ich aus Deutschland mitgebracht.
In Abstimmung mit der Rektorin führte ich diese Aktionen klassenweise durch. Unterstützt wurde ich dabei von meiner Schwester Josi und der Volontärin Vanessa.
Die Kinder waren überwiegend begeistert bei der Sache und freuten sich, etwas so Schönes für ihren Paten gestalten und sich damit für die Unterstützung bedanken zu können.
Während die 11 Kinder aus der Klasse 4 bastelten, telefonierten wir mit einer Freundin aus Deutschland, die Geburtstag hatte. Sie hat ein Patenkind in der 4. Klasse. Alle Kinder sangen ihr ein Geburtstagsständchen und ihre Freude war riesig. Ein paar Tage später sangen 160 Kinder für mich das Lied „Happy Birthday“. Ich war überwältigt.
Einige Paten hatten für ihre Patenkinder Geschenke mitgegeben. Diese übergaben wir meistens im häuslichen Umfeld der Kinder. Zunächst besuchten Josi und ich einige Familien zuhause. In der Regel wohnt eine ganze Familie in einem einzigen Zimmer. Das Bett ist oft mit einem Vorhang abgetrennt oder wird als Sofa genutzt. Manchmal besitzt die Familie einen oder zwei Sessel, einen Couchtisch und/oder ein Regal mit den Küchenutensilien. Die Kleidung hängt auf einer Leine oder liegt in Kartons. Überall wurden wir freundlich willkommen geheißen und hereingebeten. Die Kinder freuten sich über jedes Geschenk. Manche Kinder bekamen einen Rucksack, ein Malbuch mit Stiften oder ein Spiel.
Im Auftrag eines Paten sollte ich für einen Schüler der Klasse 5 ein Geschenk kaufen. Auf die Frage, was er benötigt, wünschte er sich eine Schultasche. Am nächsten Tag begleiteten Felix, ein anderer Volontär, und ich das Kind nach Hause. Unterwegs besorgten wir die neue Schultasche. Der Heimweg war eine weite Strecke auf steinigen, unebenen Wegen. Zweimal mussten wir verkehrsreiche Hauptstraßen überqueren. Hier gibt es keine Ampeln oder Zebrastreifen. Der Junge meinte, dass er 50 Minuten für den Schulweg braucht. Seine Mutter begrüßte uns zurückhaltend und bat uns beschämt ins Zimmer. Es war sehr dunkel, da das Fenster mit Pappe bedeckt war. Ich konnte ein Mädchen erkennen, das an der Wand gelehnt auf dem Boden saß und einen kleinen Jungen. Die Mutter bat uns, Platz zu nehmen. Daraufhin setzte sich Felix im Schneidersitz auf den Boden und mir bot die Mutter einen kleinen Schemel an, das einzige Möbelstück im ganzen Raum. Wir guckten uns betroffen um. Es standen Kanister, Kartons und ein paar Küchenutensilien an der Wand und auf dem Boden lag eine Decke, auf der die Mutter mit ihren Kindern schlief. Eine Lampe gab es nicht. Wir machten ein Foto von der Geschenkübergabe für den Sponsor und verabschiedeten uns. Ursprünglich wollten wir mit dem Tuktuk zurückfahren, aber dann beschlossen wir, zu Fuß zurückzugehen. Wir brauchten die Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Felix ging zum Volontärhaus, welches er mit den drei anderen Volontären Vanessa, Mia und Kilian teilte. Ich sprach noch mit Nelly, der Sozialarbeiterin, und mit Christina, der Gründerin der Schule, über die Familie und ihre Lebensumstände. Später erhielt ich eine Sprachnachricht von Felix. Er teilte mir mit, dass er zusammen mit den anderen Volontären eine Matratze gekauft und diese noch vor Einbruch der Dunkelheit zu der Mutter und ihren Kindern gebracht hat. Die Freude der Familie war sehr groß und ich war von der spontanen Hilfsbereitschaft der jungen Volontäre sehr berührt. Es gibt leider viele Frauen in Kenia, die in einer ähnlichen Situation leben, da sie ihre Kinder alleine großziehen müssen, weil sich die Männer sehr oft der Verantwortung entziehen.
Die vielen Erlebnisse und Gespräche mit den Menschen vor Ort, und die Dankbarkeit der Kinder haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich beabsichtigte, den Verein Projekt Lebensblume e.V. in Deutschland weiterhin zu unterstützen damit diese kenianischen Kinder bessere Lebenschancen erhalten.
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