Mein Name ist Sebastian und ich bin Lehramtsstudent für die Fächer Englisch und Sozialwissenschaften. Ich hatte das Glück vom 14.09.2017 bis zum 20.12.2017 an der DIANI Montessori Academy (DMA) tätig sein zu können und verschiedene Aufgabenbereiche übernehmen zu dürfen. Als angehender Lehrer stand für mich das Unterrichten im Vordergrund und war auch im Vorhinein eines der Kriterien, weswegen ich mich als Volontär an der DMA beworben habe. Es war mir einerseits sehr wichtig praktische Erfahrungen für meinen späteren Beruf sammeln zu können und andererseits hat es mich sehr interessiert einen Einblick in eine mir bis dahin fremde Kultur zu bekommen. Ich halte den interkulturellen Austausch für sehr wichtig, insbesondere in der heutigen Zeit, da solche Erfahrungen in einem anderen Land den eigenen Horizont erweitern und die eigene Persönlichkeit für bestimmte Situationen sensibilisieren.
Neben dem Unterrichten gab es noch viele verschiedene Tätigkeiten, welche ich übernommen habe, wie die Teilnahme und Begleitung des Judo & Karate Programms, das Erstellen eines Flyers, welcher potentiell interessierten Eltern die Schule vorstellt, ein Ferienprogramm für Schüler und Workshops für die Lehrkräfte. Im Folgenden werde ich meine Erfahrungen im Rahmen des Unterrichts und der Workshops genauer ausführen, da diese Erfahrungen für mich am prägendsten waren.
Zunächst wurde ich bei meiner Ankunft von Susanne Reich und zwei weiteren Volontärinnen sehr herzlich empfangen. Dies hat mir den Einstieg in die Schule und die Anfangszeit in Ukunda sehr leicht gemacht. Direkt an meinem ersten Tag wurde ich der Schulleiterin und den Lehrkräften vorgestellt und verschiedenen Klassen in Englisch und Sport zugeteilt in denen ich mitwirken durfte bzw. den Unterricht übernommen habe. Ich habe mich in den Klassen sehr gut aufgehoben gefühlt und auch die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften hat sehr gut funktioniert.
Ich wirkte im Englischunterricht der Klasse 4 und Klasse 6 mit und habe dort für den Zeitraum bis zu den Ferien in Kooperation mit den zuständigen Lehrkräften den Unterricht gestaltet. Zunächst verschaffte ich mir einen Überblick, wie der Unterricht in Kenia abläuft und aufgebaut ist. Dabei ist aufgefallen, dass der Unterricht sehr lehrerzentriert abgehalten wird und fast ausschließlich Frontalunterricht stattfindet. Somit kann den Bedürfnissen verschiedener Lerntypen kaum Raum gegeben werden und einige Schüler können nicht dort „abgeholt“ werden, wo es angebracht wäre. Diese frontale Ausrichtung des Unterrichts ist, meiner Meinung nach, auf die kurze und wenig spezialisierte Lehrerausbildung in Kenia zurückzuführen.
Da das Thema der Unterrichtsstunden, welche ich selbst übernommen habe, sich stark an dem für die jeweilige Klasse bereitgestellten Lehrbuch orientierte, war ich in meinem Vorhaben natürlich nicht ganz frei, sondern musste dieses thematisch an die vorherigen Stunden und dem Lehrbuch orientieren. Um eine Überwältigung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden habe ich den Unterricht zu Beginn sehr an dem der kenianischen Lehrkräfte angepasst und versuchte im weiteren Verlauf zunehmend kooperative Arbeitsphasen einzubauen. Dass die Schülerinnen und Schüler zunächst sehr verwundert waren sich mit ihren Mitschülern austauschen zu dürfen, zeigt wie fest verankert der Frontalunterricht ist. Dennoch denke ich, dass sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte gesehen haben, dass ein kooperativer Unterricht, d.h. ein durch Gruppenarbeitsphasen geprägter Unterricht, den Lernern zusätzliche Zugänge zu einem Thema ermöglicht. Gerne hätte ich noch mehr Zeit darauf verwendet, verstärkt Gruppenarbeitsphasen in den Unterricht zu integrieren, jedoch war dies aufgrund zeitlicher Engpässe nicht möglich, da durch die Wiederwahl im Oktober der Schulbetrieb vorzeitig eingestellt wurde und somit viele Themenbereiche noch besprochen werden mussten. Auch diese Erfahrung war für mich sehr interessant, da es zeigt, dass die Strukturen und Rahmenbedingungen in Kenia von denen in Deutschland abweichen.
Aufgrund dieser Erfahrungen, welche ich durch die Unterrichtspraxis lernte, und des allgemeinen Eindrucks von Susanne Reich, haben ich mit ihr zusammen in den Ferien Lehrerworkshops geplant und durchgeführt. Hierbei standen Unterrichtseinstiege, verschiedene Lerntypen, Disziplinarmaßnahmen und Herangehensweisen und Materialien für bestimmte Themen und Jahrgangsstufen im Vordergrund. Da die Lehrkräfte in Kenia, wie meine eigene Erfahrung gezeigt hat, größtenteils andere Vorstellungen bezüglich dieser Themen haben, welche sich in den Unterrichtseinstiegen und dem starken Fokus auf den Frontalunterricht zeigen, waren die Workshops sehr interessant und haben in einer guten Atmosphäre stattgefunden. Meines Erachtens wurden die den Lehrkräften nahegelegten Hinweise sehr gut aufgenommen. Allerdings ist die bisherige Art und Weise des Unterrichtens bereits sehr fest verankert, so dass es notwendig ist, diese bzw. ähnliche Workshops regelmäßig durchzuführen. Ein weiteres Problem stellen die finanziellen Engpässe dar, wodurch Unterricht aufgrund mangelnden Materials nicht so abgehalten werden kann, wie es sich die Lehrkräfte wünschen oder vorstellen, um z.B. die verschiedenen Lerntypen adäquat ansprechen zu können, weshalb das Projekt Lebensblume auf Spenden angewiesen ist.
Insgesamt war die Zeit in Kenia für mich sehr gewinnbringend und erlebnisreich, da ich neben den Aufgaben im Rahmen der DMA viele andere Seiten des Landes und der Leute kennenlernen konnte. Insbesondere durch den interkulturellen Austausch und meine praktische Erfahrung an einer Schule war die Teilnahme am Projekt Lebensblume eine sehr inspirierende und schöne Zeit.
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