6. Bericht von Josi Küsters – November 2015

Sophia Stepprath Uncategorized Dezember 10, 2015

Jambo, November 2015

heute möchte ich Euch vom letzten Monat des diesjährigen Schuljahres berichten.

Da Kenia und somit unser Schul- und Bildungsprojekt, das „DIANI-Bildungs- und Sozialzentrum“, auf der südlichen Erdhalbkugel liegt, beginnen nun hier die Sommerferien.

Die Abschluss-Examen des letzten Terms wurden in der Zeit vom 03.11.2015 bis zum 06.11.2015 geschrieben. Sogar die Kinder der Babyklasse im Alter von 1 – 3 Jahren wurden mündlich getestet. Alle Kinder hatten zuvor fleißig geübt und gaben ihr Bestes, nicht zuletzt um ein gutes Ergebnis zu erzielen und dafür ein kleines Geschenk von der Schule zu erhalten.

Obwohl mit den Abschlussprüfungen der Unterricht für dieses Jahr offiziell beendet ist, gab es in den darauffolgenden Tagen noch eine Menge Arbeit: das große Aufräumen auf dem Schulgelände, die Vorbereitung des Abschlusstages zum Ende des Monats, auf dem die besten Schüler des Schuljahres geehrt werden, die Organisation eines Strandtages, der Ferienspiele und eines Schulausfluges.

So half ich am Tag nach den letzten Abschlussprüfungen beim Aufräumen des „Headteacher“ Raumes. Dort entdeckte ich unter den beiden Globen zwei große Ameisennester. Die Ameisen krabbelten sofort in allen Richtungen und es bereitet uns viel Mühe diese mit Schädlingsbekämpfungsmitteln zu entfernen.

Der erste Programmpunkt der unterrichtsfreien Zeit bildete ein Strandtag mit ehemaligen Schülern unserer Schule, die aufgrund von strukturellen Veränderungen an unserer Schule im September letzten Jahres an die Mwamambi-Schule wechseln mussten. Es war schön zusehen, dass es allen weitgehend gut geht und sie an der neuen Schule erfolgreich sind. Des Weiteren war ich positiv überrascht, dass einige Schüler trotz fehlender Übung das Brustschwimmen mit Schwimmhilfen noch beherrschten, welches sie bei einem früheren Strandtag unserer Schule erlernt hatten.

Traveler Digital Camera

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Leider konnte eine Schülerin nicht am Strandausflug teilnehmen, da sie an diesem Tag ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Am darauffolgenden Dienstag erhielten wir die schockierende Nachricht, dass sie verstorben sei. Wie die überwiegende Anzahl der Bewohner von Ukunda stammte die Familie der Schülerin aus dem Landesinneren. Da es die Kultur vorschreibt, am Ort des Stammes begraben zu werden, fallen bei Todesfällen hohe Überführungskosten an. Die enormen Beerdigungs- und Überführungskosten führen häufig zur Verschuldung der betroffenen Familien. Damit dies nicht passiert, beteiligte sich der Verein Projekt Lebensblume e.V. ebenfalls mit einer Spende an den Kosten.

Der zweite Programmpunkt bildete der Schulausflug. In diesem Jahr sollte erstmalig ein gemeinsamer Schulausflug aller Klassen durchgeführt werden. Dieser soll die Gemeinschaft an unserer Schule stärken und galt als Belohnung der Schüler für ihren Fleiß während der Unterrichtszeit. Hierzu besichtigte ich zwei mögliche Ausflugsziele und entschied mich für Kigani Cottages, weil es über ein Kinderplanschbecken und einen Spielplatz verfügt. Die Ausflugstage wurden von den Kindern sehnsüchtig erwartet. Zuerst war es für die Kindergartenkinder endlich so weit. Die gesamten schuleigenen Badeanzüge und Badehosen wurden verteilt und wir fuhren zu Kigani Cottages. Die Begeisterung der Kinder ist nicht in Worten fassen; überall sah man nur in strahlende Kindergesichter. Mittags teilten sich jeweils zwei Kinder eine Portion Fritten

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und nachmittags erhielten sie in der Schule noch einen Donut. Dadurch war ihre Tagesmahlzeit gesichert und sie mussten nicht hungrig nach Hause gehen.

Als Vorbereitung für den Abschlusstag, der an das Ende der Ferienspiele verlegt wurde, galt es auch einiges vorzubereiten und zu organisieren; die Einladungen waren zu schreiben, ein Plakat zu gestalten, die Abschlussgarderobe der Kindergartenkinder zu überarbeiten, die Abschlussgeschenke einzupacken und das Programm auszuarbeiten. In jeder Schulklasse wurden Lieder und Tänze ausgesucht und einstudiert. Ich übernahm die Einübung eines Tanzes mit den Schülerinnen der 4. Klasse. Die Proben fanden zum Teil nach dem Unterrichtsende oder während der Ferienspiele statt. Wir hatten alle sehr viel Spaß.

Während der Ferienspiele wurde innerhalb der ersten beiden Stunden geprobt werden. Anschließend folgten Aktivitäten mit Sport, Spiel, Musik und Basteln. Weiterhin wurden Deutschstunden angeboten. Ich habe die Aktivitäten Völkerball, „Stopptanzen“ und Basteln mit Alltagsmaterialien geleitet. Unsere derzeitigen Volontäre Chris und Ludwig favorisierten, wie die meisten Jungs, alle Arten von Ballspiele.

Die Entlass-Schüler“ des Kindergartens tragen am Abschusstag immer eine schwarze Roben und sogenannte „Doktorhüte“.Die Kleidung wird jährlich den Kindern leihweise zur Verfügung gestellt. Sie wurde bereits im Jahr 2011 von unserem Schneider genäht. Deshalb mussten die Robben zum Teil umgeändert werden und das Outfit wurde gleichzeitig durch einen orangen Schal aufpeppt. Christina hatte hiervon genaue Vorstellungen und wir mussten den Schneider tatkräftig unterstützen.

Zwei Lehrerinnen und ich waren einige Zeit damit beschäftigt Geschenke, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten, u. a. Stifte, Mäppchen, gebrauchte Schultaschen, Bürsten für die Ehrungen der Kinder am Abschlusstag einzupacken. Dazu wurde Schwarzbrotpapier aus Deutschland benutzt, denn die kenianischen Kinder lieben glänzendes Papier.

Am 20.11.2015 kam der große Abschlusstag, der für die „Entlass-Schüler“ des Kindergartens ist ein besonderes Erlebnis ist und von den Kindern sehnlichst erwartet wurde.

Mittels der Einladung wurden die Familien gebeten ab 9 Uhr einzutreffen, damit die Abschlussfeier pünktlich um 10 Uhr beginnen konnte.

Und tatsächlich begann die Abschlussfeier mit deutscher Pünktlichkeit um 10 Uhr, was in Kenia schon eine Besonderheit ist. Auch das Wetter spielte mit, obwohl es Tage zuvor viel geregnet hatte, blieb es trocken. Bereits bei der Generalprobe konnten wir feststellen, wie viele tolle Beiträge die Schüler präsentieren können.

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Dann erhielten die Kindergartenkinder ihr Abschluss-Diplom und die Ehrung der Kinder wurde feierlich vorgenommen. Stolz präsentierten sie sich in ihren Roben.

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Ausgezeichnet werden auch die drei besten Schüler einer Klasse weiterhin die Saubersten, die Disziplinierten und diejenigen Schüler, die sich am meisten verbessert haben. Zusätzlich konnte ich jedem Kind ein kleines Geschenk aus meinem Gepäck geben. Es wurden Puzzles, Päckchen mit Haargummis und kleines Spielzeug (u. a. Murmeln) verteilt.

Alle Anwesenden waren frohgelaunt und bei diesem reichhaltigen Programm waren sich die Gäste einig, einen so schönen Tag hatten sie selten erlebt.

Die Abschlusskinder des Kindergartens verteilten zu ihrem Ehrentag Trockenkuchen mit einem Cremedeckel, der gemäß der Tradition gefüttert wird.

Danach galt es, die Aufgaben der Schulverwaltung zu koordinieren. Zum einem werden am Schuljahresende die offenen Schulgebühren ermittelt und gemeinsam mit den Eltern nach Lösungen gesucht. Obwohl die armen Familien nur die reduzierte Schulgebühren von 12 € für 4 Monate zahlen müssen, sind viele Familien oft nicht in der Lage dieses Geld aufzubringen. Teilweise „zahlen“ die Familien mit Sachgüter wie Feuerholz oder Arbeitskraft. Dann werden die restlichen Schulden oftmals erlassen.

Zum anderen wurden die Schulbücher wieder eingesammelt, aussortiert und mit Hilfe von Angestellten und vielen freiwilligen Schülern neu eingebunden. Als Dank für die Unterstützung erhielten sie ein Mittagessen. Leider mussten viele Bücher aussortiert werden, da sie unbrauchbar geworden waren.

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Eine weitere Aktion war die Informationsveranstaltung über die Mikrokreditgewährung zur Finanzierung der anfallenden Schulgebühren für die Sekundarschule bzw. das Berufskolleg. Hierzu wurden die Abschlussschüler der letzten 3 Jahre eingeladen und Einzeltermine mit den Eltern vereinbart. Jeder Schüler bekommt einen Zuschuss von 40 € und 200 € als Darlehn.

Vielleicht finde ich unter den Lesern einige Sponsoren, die diese Aktion finanziell unterstützen möchten. Darüber würde ich mich riesig freuen

Ein weiteres drängendes Problem und wichtiges Thema sind die „fehlenden Geburtsurkunden“ unserer Schulkinder. Sie werden benötigt, um die Zulassung zur Abschlussprüfung (8. Klasse) zu erhalten und seit kurzem können die Kenianer eine Krankenversicherungskarte beantragen, sofern sie über eine Geburtsurkunde verfügen. Deshalb plant der Verein Projekt Lebensblume e.V. die Anschaffung einer Geburtsurkunde für alle Schulkinder. Die nachträgliche Ausstellung einer Geburtsurkunde kosten ca. 10 €. Zunächst sollen die Kinder unserer Lehrer und Angestellten eine Geburtsurkunde bekommen. Nelly, unsere Sozialarbeiterin, ist seit dem letzten Monat intensiv damit beschäftigt, die erforderlichen Unterlagen zur Beantragung der Geburtsurkunden zu beschaffen. Leider ist diese Recherche mit weiteren Kosten verbunden, besonders wenn bei der Geburt keine Krankenhausbescheinigung erteilt wurde.

In den Abend- oder Nachtstunden habe ich versucht, weitere Berichte für die Volontärbroschüre und die Reiseberichte zu schreiben, was nach den arbeitsintensiven Tagen oft wirklich anstrengend ist.

Als Entspannung habe ich beim Frühstück und Abendessen das Buch „Die weiße Massai“ gelesen. Dieses Buch gibt gute Einblicke in die kenianische Welt und die Autorin erzählt lebhaft von ihrem Schicksalen.

Ich hoffe, ich konnte euch meine Projektarbeit und meine weitere „kenianische“ Welt näher bringen. Ohne Spender/Freunde und Förderer/Paten wäre unsere Vereinsarbeit und die Hilfe für die benachteiligten Kinder in Kenia nicht möglich.

Danke und

Kwahereni=Auf Wiedersehen

Josi

Anmerkung: Weitere Informationen zur Mikrokreditgewährung siehe Bericht Josi Küsters vom